6. Januar – Das Fest der Göttin Holle

6. Januar – Das Fest der Göttin Holle in ihrer Dreifaltigkeit

 

In der Advents- und Weihnachtszeit wimmelt es bei uns ja üblicherweise von heiligen Männern.

Das fängt am 6. Dezember mit St. Nikolaus und Knecht Ruprecht an, zur Zeit der Wintersonnenwende Christi Geburt, auch männlich, Geschenke bringt der Weihnachtsmann und das hört am 6. Januar mit den Heiligen Drei Königen auf – alles in allem eine schöne Bescherung.

Und! –  da gibt es ja noch so etwas wie die Wintersonnenwende und die RauhNächte !

Aus der Vergessenheit heute längst wieder neu entdeckt. In diesen Rauhnächten, geprägt von der Energie des alten P residieren allerdings unsere drei Schicksalsnornen Urd, Verda und Skul, mit denen wir durch die Rauhnächte ja schon Kontakt hatten, die seelengute Frau Holle – die Holde, Hulda, die gute Göttin in ihrer Dreifaltigkeit, mit dem Schnee, den sie alljährlich aus himmlischen Kissen schüttelt und der uns noch heute von weißer Weihnacht träumen lässt, die uns weise Zeiten bringt. Denn noch vor gar nicht all zu langer Zeit ist es in den alten Sagen eine Frau gewesen, die am Himmel entlang flog.

So huldigen wir IHR an diesem Tag!

Frau Holle war es, die, mit ihrem von Schimmeln oder Rentieren gezogenen Wagen, durch die weiße Winterwelt rauschte, und wo sie fährt, da wird beschert“, wusste der Volksmund.

Draußen im Wald deckte man ihr den Tisch, damit sie sich an den guten Gaben laben konnte, die ihr die Menschen reichlich brachten. In der Festfreude über das wiedergewonnene Licht, wenn das Sonnenrad (Jul) seinen tiefsten Punkt hinter sich gelassen hatte, teilte man Braten, Wein und Lichterglanz und Leibspeise mit ihr. Ihr, der man all die guten Dinge verdankte, lud sie zu Tisch ein, wie eine liebe Verwandte.

Nur war es strengstens verboten ihr beim Essen zuzusehen. Geblendet durch kristallenen Schnee konnte Neugier leicht für eine Weile das Augenlicht kosten. Weder beim Schmausen noch beim Schenken ließ die Göttin sich beobachten.

Wer das Glück hatte, ihren Wagen reparieren zu dürfen, der hatte für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Das Stroh, die Späne, welche die Hohe Frau ihm zum Dank für seine Dienste gnädig überließ, verwandelten sich über Nacht unversehens in pures Gold.

Doch berechnen ließ sich das Schenken nicht. Wer glaubte, den Wagen abpassen zu können, in der Hoffnung, es gäbe etwas Zerbrochenes zu richten, dem konnte die Holde schon mal mit einer Axt den Buckel krumm schlagen.

 

Sie lehrt uns das Wesentliche am Schenken:

 

Geschenke wollen Geschenke bleiben, sowohl die der Menschen als auch die der Göttin.
Sobald Berechnung dazu kommt, gehen die Freude und der Sinn des Schenkens verloren.

 

Die Gaben der Göttin waren meist nützlicher Natur: ein Tier etwa, das der Pflege bedurfte, aber dem Herzen vereinsamter Menschen Freude bereitete; ein Strickknäuel, dessen Faden kein Ende nehmen wollte, eine goldene Spindel, die feinste Seide spann, ein Stück Kohle, das einem Glasbläser das nötige Feuer in Gang hielt, ein Grubenlicht, das niemals erlosch, ein Apfelbäumchen, das immer reichlich Früchte tragen wird, bisweilen gar eine ganze Aussteuer oder ein Kästchen mit Edelsteinen.

Wenn die Weise Frau an die Tür pochte, hatte alle Not ein Ende, denn es waren vor allem die Armen oder die von Tragödien Verfolgten, denen sie zur Seite stand.

Die, die den Wert ihrer Geschenke erkannten, deckten ihr im nächsten Jahr wieder den Tisch, wohl wissend, dass alles, was man dort an Speisen auftrug, schon von der Göttin selbst herrührte. Sie gaben ihr lediglich einen kleinen Teil von dem zurück, was sie zuvor reichlich empfangen hatten. Im Jahreskreis kam ja schlichtweg alles von ihr: Das Getreide für Brot und Kuchen, die Früchte und der Wein, die Blumen und reichhaltigen Wiesen, die Schafe mit ihrer Wolle und das Linnen, so wie auch das lebensspendende Wasser, dass die gesamte Fruchtbarkeit in Gang hielt und noch im gefrorenen Zustand seinen Segen entfaltete.

Wenn Frau Holle mit ihrer Schneedecke das Erdreich in Winterschlaf versetzte, konnten sich die Pflanzensamen darunter ausruhen, so wie es auch in uns Menschen stiller werden darf. In dieser samtenen Stille pflanzte sie jeder Pflanze und jedem Menschen den Traum vom Frühling ins Herz.

An Brunnen, Teichen und Seen war die Göttin zu Hause. Dort – in „Frau Hollenteich“ – schwammen, der Sage nach, dereinst auch unsere Seelen, bevor sie sich zur Wiedergeburt entschlossen.

 

Frau Holle Teich
Frau Holle spiegelnd im gefrorenen Teich

 

Den Seelentransport besorgte der Storch, der noch heute in vielen Geburtsanzeigen zu finden ist. In rauhen Winterstürmen konnte man ihr ebenso begegnen wie in einer sternklaren, frostigen Nacht.

Nach altem Glauben durchläuft die Göttin selbst diesen Wandel, Jahr für Jahr aufs Neue.

So erhellt sie den Frühling als zarte, hellgrün-weiße Jungfrau (Skul) und wandelt sich im Sommer, dem höchsten Yang, zur roten, fruchtbaren Göttin (Verda) bis sie schließlich ihre Kräfte sammelt und zum Spätherbst und in der Winterzeit, dem tiefsten Yin, sich zur weisen Alten (Urd) entwickelt, der die Farbe schwarz zugeordnet wird.

 

In der schützenden Dunkelheit des Winters und der Rauhnächte,

wenn der tiefste Punkt der Stille erreicht wurde,

wandelt sich die Welt und wird neu geboren.

 

Mit dem Ende der RauhNächte, endet ein Zyklus und beginnt zugleich ein neuer. Zu diesem Neubeginn, am 6. Jänner, ebenso wie schon zu Beginn der RauhNächte zeigt sich also die holde Göttin in ihrer dreifachen Gestalt

Die weise Alte-Urd-Vergangenheit, die Fruchtbare-Verda-Gegenwart und die Jungfrau-Skuld-Zukunft

So blicken wir denn in diesem Ende einem neuen Anfang entgegen

Hesse, Hermann | Stufen, aus: "Die Gedichte" | Fink-Verlag Onlineshop

– nehmen wir den Zauber der magischen Zeit mit in unseren Alltag um auch diesen schöpferisch aus unseren Erkenntnissen zu gestalten.

 

„Hallo Leben – ich heiße Mich in Dir Willkommen“

 

 

 

 

Bilder: Newslichter und Verlag Hermann Hesse